Geschäftliche Anredeformen im Wandel: Gendersensible Kommunikation 2014-2024

In den letzten zehn Jahren hat die Bedeutung gendersensibler Anredeformen in der Geschäftskommunikation in Deutschland, Österreich und der Schweiz stark zugenommen. Die Debatte über geschlechtergerechte Sprache begann in den frühen 2010er Jahren, vor allem in akademischen und feministischen Kreisen. Zwischen 2014 und 2016 stellten Behörden und Unternehmen erste Richtlinien zur Verfügung, die auf die ausschließliche Nutzung männlicher Formulierungen (wie „Sehr geehrter Herr Kunde“) verzichteten und inklusivere Alternativen anboten.

Bis 2020 erprobten viele Organisationen verschiedene Schreibweisen, etwa den Genderstern (*), den Doppelpunkt (:) oder den Unterstrich (_), z. B. in Formulierungen wie „Sehr geehrt*e Kunde*in“ oder „Liebe Kolleg*innen“. Durch die verstärkte Aufmerksamkeit, die das Thema ab 2020 in Medien und Politik erhielt, wurde das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit für gendersensible Sprache geschärft. Heute gilt in Deutschland bei der geschäftlichen Ansprache Unbekannter eine geschlechtsneutrale Formulierung, ohne „Herr“ oder „Frau“, wie „Guten Tag Vorname Nachname“, als zeitgemäß, um alle Personen einzuschließen.

Unterschiede im deutschsprachigen Raum

Die Akzeptanz gendersensibler Sprache unterscheidet sich regional: Während in Deutschland der Gebrauch von Genderzeichen in offiziellen Dokumenten und großen Unternehmen verbreitet ist, zeigt sich in Österreich eine ähnliche, aber weniger ausgeprägte Entwicklung. In der Schweiz dominiert hingegen weiterhin das generische Maskulinum, was möglicherweise an der Mehrsprachigkeit und den gesellschaftlichen Haltungen liegt.

Herausforderungen bei der Umsetzung

Die Einführung gendersensibler Anredeformen stellt Unternehmen vor diverse Herausforderungen. Eine einheitliche und leicht verständliche Praxis ist schwer zu erreichen, und viele Organisationen sind unsicher, welche Anredeformen bei ihren Kunden und Partnern gut ankommen. Auch die technische Anpassung von Textverarbeitungs- und CRM-Systemen ist aufwendig. Kritiker bemängeln zudem, dass Genderzeichen wie das Sternchen die Lesbarkeit und den Lesefluss, vor allem in der internationalen Kommunikation, beeinträchtigen.

Regelungen in Behörden und Schulen

Einige Bundesländer, darunter Bayern und Sachsen, verbieten gendersensible Sprache in amtlichen Schreiben mit der Begründung, dass sie Lesefluss und Verständlichkeit beeinträchtigen könnte. Kritiker sehen dies als Rückschritt für Gleichberechtigung. In Schulen gibt es keine einheitlichen Regelungen: Während manche Bundesländer gendersensible Sprache im Unterricht unterstützen, wird sie in anderen eingeschränkt. Vor allem in städtischen Gebieten setzen sich Schulen zunehmend für eine inklusive Sprachpraxis ein.

Generationenunterschiede

Die Akzeptanz gendersensibler Sprache variiert auch zwischen den Generationen: Jüngere Menschen betrachten sie oft als Ausdruck von Respekt und Gleichberechtigung, während ältere Generationen sie häufig als unnötige Komplikation empfinden.

Fazit

Die Entwicklung gendersensibler Anredeformen in der Geschäftskommunikation von 2014 bis 2024 zeigt ein zunehmendes Bewusstsein für Geschlechtergerechtigkeit. Unterschiedliche Vorschriften und Meinungen prägen die Diskussion, die den gesellschaftlichen Diskurs über Inklusion und Vielfalt in der Kommunikation widerspiegelt. Da diese Debatte eng mit sich wandelnden Normen und Werten verbunden ist, wird sie voraussichtlich in den nächsten Jahren fortgeführt.

Redaktion: Catherine Tenger, CLT Training; Mag. Maria Th. Radinger, Imme Vogelsang, iv-imagetraining